Die Preisverleihung für den SERAPH 2016 ist auf der Leipziger Buchmesse über die Bühne gegangen. Endlich hat der hibbelige Ausnahmezustand, in dem ich mich seit der Veröffentlichung der Shortlist befunden hatte, ein Ende. Zwar hat Mitternachtsrot nicht den ersten Preis in der Kategorie „Bestes Debüt“ gewonnen, aber schon allein die Nominierung war für mich eine wunderbare Bestätigung, dass sich der lange Weg zum fertigen Buch gelohnt hat.
Umso entspannter kann ich jetzt an meinem aktuellen Projekt weiterschreiben und soviel möchte ich an dieser Stelle verraten: Es gibt ein Wiedersehen mit der großen Wüste von Dschanor, spannende Kämpfe und einen Hauch Romantik.
Mittlerweile bin ich bei Kapitel 5 angelangt und habe gerade einen längeren Dialog beendet. Obwohl ich mit viel Freude schreibe und der Text meistens wie von allein in die Tastatur hüpft, bin ich mit diesem Dialog doch noch nicht so ganz zufrieden. Ich denke, es ist an der Zeit, noch einmal ein paar grundlegende Überlegungen zur Dialoggestaltung zu rekapitulieren. Meiner Meinung nach brauche ich dringend eine kurze Nachhilfestunde, vielleicht finde ich dann heraus, warum mir der Dialog noch nicht so gut gefällt.
Zunächst sollte ich folgende Punkte überprüfen, die einen Dialog spannender machen können (was in diesem speziellen Fall wichtig ist, denn es geht um einen Streit, in dem ich ein paar Informationen zur Vorgeschichte verstecken möchte):
- Unterbrechungen: Dem Gesprächspartner ins Wort fallen bzw. nicht ausreden lassen kann Spannung in einen Dialog bringen.
- Schweigen: Mit Schweigen kann ich Tempo aus dem Dialog herausnehmen.
- Echo: Ein Sprecher wiederholt die Aussage (Wort oder Sinn der Aussage) des anderen Sprechers.
- Tempowechsel: Abwechseln von längeren Aussagen und. schnell hintereinader erfolgtem Wortwechsel.
- Wechsel im Tonfall: Stimmungsänderungen z.B. von ruhig über genervt bis wütend.
- Details: Einbau von Details, die den Dialog anschaulich machen.
Am besten drucke ich mir den Dialog aus und markiere mir die Dialogzeilen (je nach Sprecher) in unterschiedlichen Farben. Auf diese Weise kann ich schon mal Punkt „Tempowechsel“ ganz gut überprüfen.

Jetzt kann ich auch die übrigen Punkte nach und nach abarbeiten. Für Punkt 5 „Wechsel im Tonfall“ habe ich mir überlegt, ebenfalls die jeweilige Stimmung, die im Text gerade angedeutet wird, farblich zu markieren. Ein bisschen habe ich Bedenken, dass es ein wenig unübersichtlich (und zu bunt) werden könnte und überlege mir schon mal vorsichtshalber ein Symbolsystem, mit dem ich Gefühlslage auch am Korrekturrand eintragen kann. Wenn aber jemand eine bessere Idee hat, wie ich das lösen könnte: Ich bin für Vorschläge offen und dankbar. Für die Punkte 1 bis 3 will ich es mit Unterstreichungen probieren.
Ganz wichtig ist aber noch, dass ich meine Figuren nicht allzu aufdringlich ihre Vorgeschichte erzählen lasse (was man ja laut einiger Schreibratgeber vermeiden sollte). Kniffelig, denn gerade die Vorgeschichte ist es, die einen neuen Aspekt in die Geschichte hineinbringt und deshalb nicht unterschlagen werden darf. Ich hoffe, es gelingt mir, meine beiden Figuren so miteinander reden (bzw. streiten) zu lassen, dass sie nicht allzu offensichtlich über Dinge sprechen, die sie zwar wissen, der Leser aber nicht.
So, die Überarbeitung ist vollbracht und ich bin einigermaßen zufrieden. Meiner Meinung nach fehlte es dem Dialog an Rhythmus (siehe Punkt 4: Tempowechsel.) Aber am besten lasse ich den Dialog jetzt erst mal für eine Weile liegen. Und in ein oder zwei Wochen weiß ich dann vielleicht eher, ob mir die Überarbeitung auch wirklich gelungen ist.