Manchmal erzähle ich Freunden und Bekannten, dass ich schreibe. Also Romane und Kurzgeschichten. Und manchmal sind diese Freunde und Bekannten dann doch so neugierig und fragen mich, was genau ich denn da so schreibe. Erfreut über so viel Interesse gebe ich selbstverständlich bereitwillig Auskunft und antworte meistens: Fantasy oder Low Fantasy.

Der Drache Ouroboros in dem alchemistischen Werk De Lapide Philosophico (herausgegeben von Lucas Jennis, 1625)
Bei der Antwort Fantasy wird meistens verstehend genickt und eventuell noch gemurmelt „Ist das auch für Erwachsene?“ oder „Ah-ha!“ oder „So was lese ich nicht.“ Bei Letzterem denke ich mir dann: „Schade, dann erfährst Du leider auch nie, was Dir so alles an spannenden Geschichten entgeht“, aber sage es natürlich nicht laut.
Bei der Antwort „Low Fantasy“ kommt sofort ein verwirrter Blick und die Gegenfrage „Was ist denn das?“ oder weniger eloquent: „Hä?“
Bei solchen Gelegenheiten wird mir dann bewusst, dass meine Freunde eventuell doch einen anderen Literaturgeschmack haben als ich. (Und das ist auch gut so. Ich mag Vielfalt – alles andere wäre viel zu langweilig.)
Aber weil es eben unterschiedliche Vorlieben gibt, ist es vielleicht doch einmal an der Zeit, ein bisschen genauer zu erklären, was Fantasy im Allgemeinen und Low Fantasy in der phantastischen Literatur genau bedeuten. Und wenn mich das nächste Mal jemand fragt, was ich denn so schreibe, und ich fragende Blicke ernte, kann ich ihn oder sie hierhin verweisen.
Anfangen möchte ich mit einer Einführung und dem Versuch folgende Frage zu beantworten: Was ist denn überhaupt Fantasy-Literatur?
Der Ursprung der Fantasy liegt im Genre der Phantastik. Eines ihrer Merkmale ist, im Gegensatz zu anderen Genres der Literatur, die Darstellung übernatürlicher, magischer (der Wissenschaft widersprechender) Elemente (bzw. dass diese in den Mittelpunkt gestellt werden) und diese dann innerhalb der Geschichte als Realität anzusehen.
Die Wurzeln der Fantasy-Literatur finden sich in Mythen, Legenden, Märchen und Sagen und häufig bedient sie sich auch an deren Motiven und lässt altbekannte, magische Gestalten und Fabelwesen wie Elfen, Zauberer, Zwerge, Einhörner, Drachen, Trolle, Werwölfe und und und auftreten oder erfindet gleich ganz neue irreale Wesen.
Ein kleiner Exkurs: Um neue, seltsame und skurrile Geschöpfe zu erfinden, schaue ich ganz gerne in dem Buch „Monster – Dämonen, Drachen & Vampire – Ein Bestiarium“ von Christopher Dell nach – das ich hier besprochen habe – eine wunderbare Quelle der Inspiration.
Die so geschaffenen (neuen) Lebensformen brauchen manchmal natürlich auch eine eigene Welt, die eventuell sogar ihren eigenen Naturgesetzen folgt. Falls einer meiner Freunde oder Bekannten meint, Fantasy zu schreiben sei ja leicht und man müsse keine Recherche betreiben, dem kann ich sagen, dass der fleißige Autor, sich trotzdem Gedanken über die Geographie oder die geschichtliche Entwicklung seiner erfundenen Welt machen sollte. Das kann ein ganz schönes Stück Arbeit sein, vor allem, weil die so geschaffene „Realität“ innerhalb der Geschichte vom Leser als „Normalität“ akzeptiert und somit äußerst glaubhaft dargestellt werden muss. Als Schmankerl gibt es dann manchmal sogar eine schöne, liebevoll gestaltete Karte der kreierten Welt.
Neue Welten zu entdecken, neuen Lebensformen zu begegnen … wirklich schade, was so manch einem meiner Bekannten entgeht, der sagt: „Fantasy? So was lese ich nicht!“
Noch ein kleiner Exkurs: Die Geographie von Mitternachtsrot hat z.B. Jens, der Lesefuchs, hier in seinem Blogbeitrag sehr schön zusammengefasst.
Für alle Interessierten gibt es hier auch noch zwei Links zum Vertiefen:
Wikipedia über Fantasy (https://de.wikipedia.org/wiki/Fantasy) oder bei der
Phantastik-Couch (http://www.phantastik-couch.de/fantasy.html)