Kaum ist das eine Buch fertig (nur noch knapp 26.000 Minuten, bis zur Veröffentlichung), steht auch schon das nächste Projekt in den Startlöchern. Immerhin fehlen nur noch 25% bis auch dieses Manuskript reif zum Überarbeiten ist. Parallel dazu sollte ich dann natürlich auch wieder ein Exposé schreiben, um es vernünftig einem Verlag oder einer Agentur anbieten zu können.
Als ich mich entschlossen hatte, für Mitternachtsrot einen Verlag zu finden, habe ich mich vorher informiert, wie ein Exposé aussehen und was darin stehen sollte und natürlich, worauf Verlage Wert legen. Wer nicht alle möglichen Schriftstellerforen oder Schreibratgeberseiten im Internet durchforsten möchte, kann es auch gleich mit Hans Peter Roentgens Buch „Drei Seiten für ein Exposé“ probieren. Meiner Ansicht nach lohnt sich die Anschaffung, nicht nur, um ein gutes Exposé zu schreiben, sondern auch, um das Manuskript noch einmal auf Schwachstellen abzuklopfen. Das sollte man zwar zumindest schon einmal bei der Überarbeitung gemacht haben, aber meiner Meinung nach kann man diesbezüglich nicht vorsichtig und gründlich genug sein.
Das 2010 im SiebenVerlag erschienen Buch, beginnt mit einer Begriffsbestimmung von Plot, Exposé und Pitch und der Erklärung, warum das Exposé nicht nur wichtig ist, um einen Verlag für das Manuskript zu begeistern, sondern auch zur Selbstüberprüfung, worum es in der eigenen Geschichte eigentlich geht. Ein prima Mittel also, um die Geschichte prüfen und gegebenenfalls verbessern zu können.
Alles, was sowohl in einer Geschichte als auch einem Exposé relevant ist, wird im nächsten Kapitel anhand von Beispielexposés verdeutlicht. Die Fragen bzw. Punkte, die nicht nur für ein gelungenes Exposé wichtig, sondern auch auf die Geschichte insgesamt anwendbar sind, und die Hans Peter Roentgen anhand konkreter Beispiel erklärt, lauten wie folgt:
- Wo fängt die Geschichte an?
- Was steht auf dem Spiel?
- Show don’t tell im Exposé
- Der Ort des Geschehens
- Personen
- Bleiben Sie konkret
- Konflikte erkennen
- Was ist spannend an dem Stoff?
- Die Reihenfolge und der Spannungsbogen
- Deus ex Machina
- Klammern in Geschichten
- Der magische Gegenstand allein reicht nicht
- Der Held erfährt etwas
- Witz im Exposé
- Die Erzählstimme beibehalten
- Die Zielgruppe
Wer will, kann sich dann zu den einzelnen Punkten noch an die jeweils vorgeschlagene Übung machen. Da ich mir gerade Gedanken über das Exposé zu meinem aktuellen Projekt mache, habe ich die Übungen etwas umgewandelt und auf mein (fast fertiges) Manuskript angewandt. Auf alle Fälle auch hilfreich, um eventuell vorhandene Schwachstellen im Text aufmerksam zu werden.
Im dritten Kapitel geht es endlich los: Wie schreibe ich denn jetzt am besten ein Exposé?
Das Bild des Destillierens, das Hans Peter Roentgen verwendet, veranschaulicht es sehr schön: Das Manuskript so lange eindampfen, bis die reine Essenz übrigbleibt. Schritt für Schritt erläutert Hans Peter Roentgen meiner Meinung nach eine brauchbare Methode, wie man vorgehen könnte, verdeutlicht es an konkreten Beispielen und fordert den Leser (bzw. den Autor, der ein Exposé schreiben muss) auf, selbst zu üben.
Der Pitch – quasi die Quintessenz der Geschichte – wird erklärt, erarbeitet und meinerseits als nützlich empfunden, um herauszufinden „worum es in [m]einer Geschichte geht“.
Dazu gibt es wieder viele Beispiel, um das zuvor Erläuterte zu verdeutlichen und Hilfestellung, wie man vorgehen könnte, um zu pitchen.
Natürlich können Exposé und Pitch auch vorab zum Schreiben selbst genutzt werden. Welcher Schreib-Typ man ist, ob der absolute Planer oder der chaotische Drauflosschreiber oder irgendwo dazwischen, muss man natürlich selbst herausfinden.
Die Frage nach den Wendepunkten in der Geschichte wird gestellt. Stimmt die Dramaturgie? Aber auch: Erleichtern Absätze und eine klare Gliederung einem Verlag oder einer Agentur die Verständlichkeit?
Selbstverständlich werden auch noch die formalen Aspekte angesprochen: Wann und wie sollte ich ein Exposé versenden? Gedanken zum Titel einer Geschichte und zum Veröffentlichen werden angestellt, Genrekonventionen besprochen, ob das Manuskript eher einer Agentur oder doch lieber gleich einem Verlag angeboten werden sollte und wie ein Autor diese anschreiben könnte.
In Kapitel Vier gibt es eine praktische Checkliste, mit der das Exposé (und wie ich finde auch das gesamte Manuskript auf Schwachstellen) überprüft werden kann. Dazu werden 15 Fragen gestellt, z.B. von „wer ist die Hauptperson?“, über „Womit beginnt die Geschichte, was setzt sie in Gang?“ und „Steigern sich die Schwierigkeiten für den Helden im Laufe des Exposés?“ bis hin zu „Ändert sich der Held während der Geschichte?“
Im vorletzten Kapitel gibt es Beispiel von insgesamt 7 Exposés, die zu einer Veröffentlichung geführt haben. Alles unterschiedlich, interessant und mit Anmerkungen versehen.
Zuletzt gibt es noch in Kapitel Sechs Interviews mit 7 Literaturagenten. Es gibt interessante Antworten auf Fragen wie z.B. „Was muss auf jeden Fall [in einem Exposé] drinstehen?“, „[…] was ist in einem Exposé überflüssig?“ oder „Soll man im Exposé das Ende verraten?“, „Was gehört eigentlich zum Exposé, außer der Handlung?“ oder „Gibt es Formalia, die ein Exposé unbedingt einhalten soll?“
Nachwort, Anhang (mit z.B.: „Was Sie Agenten und Verlagen schicken“ oder einem Literaturverzeichnis), (nützliche) Links sowie „Über den Autor“, Danksagung und Index, runden diese insgesamt 200 Seiten, die ich immer wieder lesenswert finde, ab.
Hans Peter Roentgen
Drei Seiten für ein Exposé – Schreibratgeber
Taschenbuch, 200 Seiten
Sieben Verlag, 1. Auflage (2010)
ISBN-13: 978-3940235909